Der Meister sagt: “Häufig ist es einfacher, zu lieben als geliebt zu werden. Wir haben Mühe, von anderen Hilfe und Unterstützung anzunehmen. Dass wir unsere Unabhängigkeit immer so herausstellen, hält die anderen davon ab, uns ihre Liebe zu zeigen. Viele Eltern wollen im Alter die Unterstützung und liebevolle Fürsorge von ihren Kindern nicht annehmen, wie sie sie ihnen gegeben haben, als sie klein waren. Viele Ehemänner (oder Ehefrauen) schämen sich, wenn ein Schicksalsschlag sie trifft und vom anderen abhängig macht. Die Wasser der Liebe teilen sich deswegen beileibe nicht.
Wir müssen die Gesten der Liebe unseres Nächsten annehmen. Wir müssen zulassen, dass uns jemand hilft, uns unterstützt, uns Kraft zum Weitermachen gibt.
Wenn wir diese Liebe reinen Herzens und demütig annehmen, werden wir begreifen, dass Liebe nicht Geben oder Nehmen, sondern Teilnahme bedeutet.
aus: “Unterwegs” von Paulo Coelho
Als Ergänzung zum gestrigen Beitrag diese Zeilen von Paulo Coelho. Dieses “wir MÜSSEN” wirkt auf mich etwas störend. Wir MÜSSEN gar nichts. Aber wir können es uns WÜNSCHEN, und wir können es so formulieren, als ob es bereits so wäre, das wirkt kraftvoller. Voller Vertrauen sage ich also: Ich nehme diese Liebe reinen Herzens und demütig an, und ich begreife, dass Liebe nicht Geben oder Nehmen, sondern Teilnahme bedeutet…
Ich kann erkennen, bemerken, sehen und verstehen – und das bedeutet zu lieben und am Leben des Gegenübers teilzunehmen, teilzuhaben… ohne eingreifen und
etwas verändern zu wollen… Und ich spüre zugleich in meinem Innersten, dass das Geben und Nehmen dennoch von großer Wichtigkeit ist, ein stimmiger Ausgleich trotz aller Unterschiede…
Von ♥en, Elisabeth
Liebe Elisabeth,
vielen Dank für die guten Zeilen von Paulo.
Du sagst wir müssen garnichts. Ich glaube aber wir müssen sehr viel. “Steuern zahlen und sterben” sagt man zum Beispiel. Weiterhin gibt es tausend triviale Dinge die wir müssen, wie schlafen und essen. Wer Geld verdienen will muss arbeiten. Wer lesen will muss es üben… usw. Ergo müssen wir die Liebe zulassen wenn wir sie leben wollen.
Liebe Grüße
Lieber Julian,
spät, aber gedanken-voll meine Antwort!
Du hast recht in einem gewissen Sinne. Es gibt genügend Dinge, die unerlässlich und zu erledigen sind. Ich kann jedoch all das zu etwas machen, was ich machen darf ~ damit dann weiter viele gute Dinge passieren und zurückkommen.
Überspitzt ausgedrückt: Juhu, ich verdiene Geld, ich darf Steuern zahlen. Verdiene ich kein Geld, habe ich auch keine Steuern zu zahlen. Was ist besser!?
Es ist immer eine freie Entscheidung, was ich in meinem Leben haben möchte. Ich MUSS die Liebe nicht zulassen. Aber dann darf ich mich nicht beschweren, dass sie nicht in meinem Leben ist.
Wir machen das schon 🙂
Liebe Grüße,
Elisabeth