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Der Meister sagt: “Häufig ist es einfacher, zu lieben als geliebt zu werden. Wir haben Mühe, von anderen Hilfe und Unterstützung anzunehmen. Dass wir unsere Unabhängigkeit immer so herausstellen, hält die anderen davon ab, uns ihre Liebe zu zeigen. Viele Eltern wollen im Alter die Unterstützung und liebevolle Fürsorge von ihren Kindern nicht annehmen, wie sie sie ihnen gegeben haben, als sie klein waren. Viele Ehemänner (oder Ehefrauen) schämen sich, wenn ein Schicksalsschlag sie trifft und vom anderen abhängig macht. Die Wasser der Liebe teilen sich deswegen beileibe nicht.
Wir müssen die Gesten der Liebe unseres Nächsten annehmen. Wir müssen zulassen, dass uns jemand hilft, uns unterstützt, uns Kraft zum Weitermachen gibt.
Wenn wir diese Liebe reinen Herzens und demütig annehmen, werden wir begreifen, dass Liebe nicht Geben oder Nehmen, sondern Teilnahme bedeutet.

aus: “Unterwegs” von Paulo Coelho

Als Ergänzung zum gestrigen Beitrag diese Zeilen von Paulo Coelho. Dieses “wir MÜSSEN” wirkt auf mich etwas störend. Wir MÜSSEN gar nichts. Aber wir können es uns WÜNSCHEN, und wir können es so formulieren, als ob es bereits so wäre, das wirkt kraftvoller. Voller Vertrauen sage ich also: Ich nehme diese Liebe reinen Herzens und demütig an, und ich begreife, dass Liebe nicht Geben oder Nehmen, sondern Teilnahme bedeutet…
Ich kann erkennen, bemerken, sehen und verstehen – und das bedeutet zu lieben und am Leben des Gegenübers teilzunehmen, teilzuhaben… ohne eingreifen und
etwas verändern zu wollen… Und ich spüre zugleich in meinem Innersten, dass das Geben und Nehmen dennoch von großer Wichtigkeit ist, ein stimmiger Ausgleich trotz aller Unterschiede…
Von ♥en, Elisabeth


Foto: Michele David

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