Es ist noch gar nicht so lange her, da verbreitete sich die Nachricht in allen Medien – print, TV und Hörfunk – aller Städte und Länder, dass das Christkind auf die Erde hernieder gekommen ist, um den Menschen zu zeigen, dass es wahrhaftig existiert. Die Medien dementierten das zwar, aber ein prominentes Ehepaar, das sich in Trennung befand, was durch die Presse noch forciert wurde, begab sich auf die Suche nach diesem Weihnachtswunder… Der Glaube daran war lebendig geblieben in all den Jahren. Trotz allem.
Im Internet war jedoch nichts zu finden, auf Facebook wurde eifrig geworben, und Fernsehen und Radio brachten stets nur schlechte Nachrichten. Und so blieb den beiden nichts anderes übrig, als innezuhalten und in die Dunkelheit hinein zu lauschen. Denn tief in ihren Herzen war es finster und bitterkalt.
„Kannst du mal Licht machen?“, sagte die Frau und blickte ihren Mann an. „Herrje, kannst du nicht selbst… ich seh´ doch auch nichts… wo… und überhaupt…“. Er wandte sich ihr zu, rein zufällig, weil er ja nichts sah, und da trafen sich ihre Augen. Und plötzlich leuchtete in den Augen der Frau ein Licht auf, das aus ihrem Innersten heraus schien und ihrem Herzen entsprang. Der Mann sah in das Licht ihrer Augen und ihres Herzens, und das Leuchten spiegelte sich in seinen eigenen Augen wider, sodass es ringsum hell wurde. Was war das bloß…? Da war also doch noch etwas… da war die Liebe, immer noch, tief in ihren Herzen, nach all den Jahren… weit weg vom Rummel, von der Öffentlichkeit und von den Medien.
Mann und Frau blickten einander in die Augen, und der Glanz und das Leuchten brachen das dicke Eis, das sich wie ein Panzer um ihre Herzen gelegt hatte. Langsam schmolz es dahin und taute auf, was in den Herzen immer schon war und nun warm und weich und voll Liebe zum Vorschein kam.
„Ich danke dir für das Licht“, sagte die Frau lächelnd zu ihrem Mann. „Ich danke dir“, wiederholte er, und er meinte es auch so, aus tiefstem Herzen, und der Zauber dieser Worte öffnete die Tore ihrer beider Herzen. Der Mann fühlte die Dankbarkeit für das Wunder, das mit ihnen beiden geschehen war. „Bitte, nimm mich in den Arm“, sagte die Frau, „ich habe dich so lange gesucht…“ Der Zauber wirkte weiter fort, das Wort entfachte erneut die Liebe, und aus der Liebe wurde Bewegung, und schließlich standen die beiden in der Kälte der Weihnachtsnacht, leuchtend und von wärmender Liebe durchdrungen.
„Verzeih mir, dass ich unsere Liebe hinaus an die Medien getragen habe, wo sie doch nur uns beide angeht und nur wir beide fühlen können, was ist. Ich habe mich zu sehr beeinflussen lassen und war gierig darauf, mein Bild auf Hochglanzpapier zu sehen und meinen Namen zu lesen. Es tut mir leid.“ Leise schluchzend lag sie in seinen Armen. Ihre Worte bewirkten den Zauber, dass sich weitere trennende Eisbrocken von ihren Herzen lösten und eine nie dagewesene Nähe ermöglichte. „Weißt du“, sagte der Mann zu seiner Frau, „ich liebe dich. Trotzdem. So wie du bist. Alles an dir!“
Die stillschweigenden Beobachter dieser trauten Szene, Tauben, Eichhörnchen, eine Hauskatze, eine Elster, und ein Fuchs, wärmten sich an der Liebe, die die beiden nun ausstrahlten. Dem Paar wurde bewusst, wovor es sich die vergangenen Jahre verschlossen hatte. Liebe, Dankbarkeit und Vergebung sind die Schlüssel zur Quelle der Freude in ihrem Inneren – auch im Zusammensein, im Miteinander. Zauberworte, die gefühlt und auch ausgesprochen werden, erwirken im Außen, beim Gegenüber etwas, wodurch alles möglich und ermöglicht wird.
Auch das Christkind befand sich unter den stillen Beobachtern. Endlich hatte es gefunden, wonach es hier auf Erden gesucht hatte. Es lächelte, voll Freude und Zufriedenheit. „Ich wusste es, ich habe immer daran geglaubt, dass die Liebe bei den Menschen wieder Einkehr hält“, strahlte es in alle Himmelsrichtungen aus. Und husch, husch… schwebte es davon…
Die Frau sah einen hellen Lichtfunken gerade noch entschwinden, und sie seufzte freudig: „Denk dir, ich habe das Christkind gesehen!“ Ihr Mann drückte sie noch ein klein wenig fester an sich und sagte lächelnd, ohne den Blick von seiner Frau abzuwenden: „Ja, ich auch!“ Und er fügte hinzu: „Und es war so schön… so schön wie du es bist…“
Und der Zauber von Dank, Vergebung und Liebe ist mit Hilfe von Worten in Fleisch und Blut übergegangen und hat den Weg in die Herzen der Menschen zurückgefunden. Sogar in den Medien wird wieder darüber berichtet, und die vielen LeserInnen werden dadurch inspiriert, ihre Herzen zu öffnen und die Liebe zu leben. Dabei hat sich diese Geschichte des Weihnachtswunders eben erst zugetragen… gestern… oder heute… gleich nebenan… und schon wird es heller und wärmer… überall…
Das ist meine Weihnachtsgeschichte, die ich heuer für dich geschrieben habe… möge sie einen Funken in dir entzünden und dich daran erinnern, dass die Quelle der Liebe und der Freude in deinem Herzen ihren Ursprung hat und dass du jederzeit daraus schöpfen kannst, wenn dich dürstet. Manchmal brauchen wir jemanden, der uns daran erinnert… Schön, dass es dich gibt!
Ich wünsche dir von ganzem Herzen zauberhafte, liebe- und licht-volle Weihnachtstage!
Deine Elisabeth ♥
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